Vom Lost Place zum Veranstaltungsort mit Flair hat sich ein ehemaliges Heizwerk der Deutschen Bahn in München gewandelt. Ein Beispiel für eine gelungene Synthese aus denkmalgeschütztem Gemäuer und zeitgemäßer Umwidmung.

An der Peripherie aller größeren Städte stehen sie zahlreich herum: stumme Zeitzeugen des industriellen Zeitalters, das noch von mechanischen Maschinen und menschlicher Arbeit bestimmt war. Zum Glück ist mittlerweile das Bewusstsein gereift, solche Bauwerke nicht einfach dem Abrissbagger zu überantworten, sondern sie wo immer möglich unter Denkmalschutz zu stellen. Damit ist der endgültige Verlust zwar gebannt, nicht aber der Verfall, der unter jahrzehntelangem Leerstand stetig fortschreitet. Je eher eine neue Zweckwidmung vorliegt, desto besser. Zumal längst belegt ist, dass neue Bauwerke zu errichten mit hoher Umweltbelastung einhergeht, und somit der substanzielle Erhalt alter Bauten berücksichtigt werden sollte. Oftmals ist es schwierig, eine geeignete Nutzung zu finden. Als Wohnraum taugen alte Hallen schon von der Raumhöhe her nur bedingt, umso besser aber als Kunst- und Kulturräume für eine Vielfalt an Veranstaltungen.

Die Transformation

Vor über 100 Jahren entstehen erste Skizzen jenes Heizkraftwerkes, das ab 1940 von der damaligen Bahndirektion München als Teil des Projektes „Ost-West-Achse“ errichtet werden soll. Es ist im damals üblichen klassizistisch geprägten Stil gehalten und stellt damit aus heutiger Sicht ein Industriedenkmal dar. Fertiggestellt wird es nie. Den vorhandenen Teil aber nutzt die Bahn ab 1955 als Heizkraftwerk, bis es in den 1980er Jahren auch in dieser Funktion außer Betrieb genommen wird. Es folgen einige Jahrzehnte des romantischen Verfalls, in denen sich allenfalls Marder, Füchse, Ratten und Igel auf dem Gelände herumtreiben. Zu Beginn des Techno-Zeitalters wird die Ruine einige Male für spontane Raves verwendet, nochmals später entdeckt sie die Neigungsgruppe Urbex für heimliche Besuche und stimmungsvolle Fotoaufnahmen. 2007 folgt schließlich die Aufnahme in die Liste denkmalgeschützter Gebäude, aber erst 15 Jahre und die Rettung einer seltenen Fledermausart später ist es soweit: die Transformation zum modularen Mehrzweck-Veranstaltungsort beginnt.

Eine gelungene Symbiose

Im April 2024 ist es schließlich soweit: das mittlerweile „Bergson“ getaufte Gebäude wird mit einer Reihe von Veranstaltungen publiumswirksam eröffnet. Dabei kommen sämtliche Aspekte des neuen Nutzungskonzepts zum Tragen: Gastronomie, eine Jazzbar, Kunstausstellungen und Konzerte. Rasch sprechen sich die Qualitäten der neuen Location herum, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch in Österreich und der Schweiz. Im Oktober 2024 schließlich kommt als weitere Attraktion der mittels elektronischen Vivace-Audiosystems von Neumann&Müller akustisch fein ausgewogene Konzertsaal „Elektra Tonquartier“ hinzu. Neben der flexiblen Raumakustik und der Beleuchtungsanlage, die über ein GrandMA3-Pult von MA Lighting gesteuert wird, lassen sich so ziemlich alle Beschallungs- und Beleuchtungserfordernisse im Gebäude abdecken. Und das, obwohl die baulichen Herausforderungen beträchtlich waren. Dabei lassen sich Licht- und Tonanlage im gesamten Areal über Laptop oder Tablet-PC steuern, was die Flexibilität noch einmal erhöht. Bislang ist das Bergson-Programm auf klassische Musik und Jazz fokussiert gewesen, aber das kann sich durchaus noch ändern. Bei derart flexibler Ausstattung kein Problem.

Quelle: Messe & Event Magazin

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Kategorien: Messebau

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