Eine Masterarbeit erforscht und bewertet die Bereitschaft zur Integration von Nachhaltigkeit in privaten Veranstaltungen. FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner, Leitung Masterlehrgang Eventmanagement der Fachhochschule St. Pölten, und Sabrina Stockhammer MSc, Absolventin des Masterlehrgangs Eventmanagement fassen im Artikel die Ergebnisse der Masterarbeit zusammen.
Der steigende Stellenwert von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum konnte bereits mehrfach durch empirische Forschung belegt werden. Die von Sabrina Stockhammer im Jahr 2021 verfasste Masterarbeit beschäftigte sich ergänzend mit dem Transfer auf private Veranstaltungen.
Nachhaltigkeit beschreibt eine Entwicklung, welche versucht den Bedürfnissen der aktuellen Generationen zu entsprechen, ohne die künftigen Generationen damit zu gefährden. Diese Betrachtung kann auch dem internationalen Sprachschatz entnommen werden: das englische „Sustainability“ bzw. das Verb „sustain“ bedeuten Stützen und Erhalten, das lateinische „sustinere“ ist gleichbedeutend mit dem Aufrecht erhalten. Dabei baut die Nachhaltigkeit auf das Zusammenspiel der drei Grundsäulen der ökologischen, sozialen und ökomischen Verantwortung.
Die Forschung bestätigt das Interesse an nachhaltigem Handeln
Die deutsche Zentrale für Tourismus, der Europäischer Verband der Veranstaltungscentren e.V. sowie das German Convention Bureau führten gemeinsam eine Studie durch. Als Ergebnis gab es im Jahr 2015 ein um 20 % gestiegenes Interesse an nachhaltigen Veranstaltungen gegenüber 2011. Im Jahr der Erhebung hatten 43 % der befragten Unternehmen aus dem Veranstaltungsbereich das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmensmanagement integriert.
Die Statista Global Consumer Survey aus dem Jahr 2021 aktualisiert die Ergebnisse unter 1.032 Teilnehmenden, es wurde die Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit in Deutschland erhoben. Es gaben 55 % der Teilnehmenden an der Studie an, dass Nachhaltigkeit kein Luxus sein darf. Zusätzlich waren 51 % der Befragten davon überzeugt, durch das tägliche Handeln einen wesentlichen Betrag zur Umwelt leisten zu können.
Veranstaltungen integrieren verantwortungsvolle Nachhaltigkeit
Das Übertragen dieser Einstellung auf Veranstaltungen wird oft als „Green Event“ bezeichnet, im Kern handelt es sich um ein nachhaltiges Event. Als Eventveranstalter/in ist die Verantwortung für die Natur, die Menschen und die Umwelt ein wesentlicher Bestandteil bei der Gestaltung.
Die nachfolgenden Aspekte fassen Nachhaltigkeit im Eventmanagement zusammen. Eine wesentliche Grundlage sind die ressourcenschonende Planung und Durchführung des Events, die Location und ein nachhaltiges Beschaffung der Ressourcen sind wichtige Faktoren. Zudem sind auch die sozialen Aspekte bei jeder Veranstaltung wichtig, ein fairer Umgang mit den Mitarbeitenden und Teilnehmenden von Veranstaltungen ist unumgänglich. Für die Teilnehmenden sollte das Event frei zugänglich sein, eine Nutzung für alle Gesellschaftsgruppen und barrierefreie Eingänge gehören dazu. Die Abrundung ist Bildung unter den Teilnehmenden, um die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.
Die Mindestanforderungen zur Durchführung eines anerkannten „Green Events“ ist von Land zu Land unterschiedlich. Die nachfolgenden Punkte fassen die Mindestanforderungen für nachhaltige Veranstaltungen in Österreich zusammen. Das Netzwerk Green Events Austria, bestehend aus VertreterInnen aller österreichischen Bundesländer sowie dem Bundesministerium für Klimaschutz, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, definierte in 2018 eine einheitliche Liste an Mindestanforderungen für nachhaltige Veranstaltungen in Österreich. Der einheitliche Standard für „Green Events“ in Österreich umfasst: Klimaschutz & Mobiliät, Verpflegung, Beschaffung & Material- und Abfallmanagement, Energie & Wasser, Soziale Verantwortung und Kommunikation für aktive Einbindung aller Beteiligten.
Die Bereitschaft zur Integration von Nachhaltigkeit in privaten Veranstaltungen
Öffentliche Veranstaltungen unterliegen den Landes-Veranstaltungsgesetzen. Damit verbunden sind einige spezifische rechtliche Anforderungen wie behördliche Berechtigungen, Auflagen und Überwachungen. Veranstaltungen, welche nicht öffentlich sind, werden zu den privaten Veranstaltungen gezählt. Darunter fallen im engeren Sinne zum Beispiel Familienfeiern und Hochzeiten, es kann sich aber auch im weiteren Sinne um B2B-Events mit Kunden eines Unternehmens handeln.
Die Masterarbeit von Sabrina Stockhammer beschäftigte sich mit der Bedeutsamkeit von Green Events und dem noch wenig erforschten privaten Bereich. Es ging einerseits um den Fragen, wie „Green Events“ im privaten Veranstaltungsbereich attraktiv gemacht werden können bzw. welche Unterschiede zwischen den Generationen bezogen auf Nachhaltigkeit gegeben sind. Methodisch gab es ein quantitatives Studiendesign, es wurden 200 in Österreich lebende Personen zwischen 16 und 63 Jahren nach Quotenverfahren befragt. Die Befragten haben bereits an einem Event teilgenommen oder selbst ein privates Event ausgerichtet, die Untersuchung wurde über einen Online-Fragebogen gemacht.
Die Forschungsergebnisse bestätigen die Bereitschaft für Nachhaltigkeit
Die Befragung ergab, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ 99,5 % der Teilnehmer der Untersuchung bekannt war, d.h. man ist auf breiter Ebene mit dem Fachbegriff vertraut. Bei Fragen in Richtung der Kriterien für „Green Events“ zeigte sich, dass die Befragten durchaus gewillt sind, eine Veranstaltung nachhaltig zu gestalten. Unter anderem bevorzugte eine deutliche Mehrheit von knapp 63 % ein digitales Einladungsmanagement als Kommunikation. Bezogen auf die Verpflegung äußerten knapp 64 % die Bereitschaft für das Verwenden regionaler Lebensmittel, ein Großteil der Befragten hat die Bereitschaft für eine vegetarische oder vegane Hauptspeise bei einer privaten Feier.
Der Faktor Geld spielt bei privaten Veranstaltungen eine relevante Rolle. Die Befragung ergab, dass knapp 48 % der Befragten ein „Green Event“ veranstalten würden, wenn sie für die Ausrichtung und Planung dieser Veranstaltung eine Förderung vom Land bekommen würden. Zusätzlich gab es den Blick auf mögliche Kostenreduktionen, 71 % plädierten für eine „grüne“ Veranstaltung beim Potenzial für Kosteneinsparungen. Neben diesen Aspekten zählte stark das verantwortungsvolle Grundmotiv: eine klare Mehrheit von 82 % der Befragten gab als Motivation einen Beitrag zu einer besseren Umwelt an. Ergänzend äußerte die befragte Stichprobe auch die Möglichkeit, unter den Gästen ein positives Überzeugen für die grüne Idee zu erreichen.
Unterschiede zwischen den Generationen konnten bei einzelnen Aspekten entdeckt werden, wobei sich bei der Gesamtsicht das Bewusstsein für Nachhaltigkeit als generationenübergreifend herausstellte.
Zusammenfassend bestätigen die Erkenntnisse der Masterarbeit, dass nachhaltige Verantwortung bzw. das Durchführen von „Green Events“ als Ausdruck der Umsetzung bei den Unternehmen und Teilnehmenden angekommen ist. Das Thema ist aktuell und wird in der Zukunft noch bedeutender werden. Die Ergebnisse der vertiefenden empirischen Untersuchung zeigen, dass auch viele Privatpersonen aller Altersgruppen die Bereitschaft für das Ausrichten einer nachhaltigen Veranstaltung haben. Abschließende Handlungsempfehlungen der Masterarbeit beziehen sich auf konkrete Maßnahmen mit Orientierung an den Kriterien für ein „Green Event“: von der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrgemeinschaften über Nutzung von Mehrweggeschirr bis zu regionalen Speisen und Getränken.
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Quelle: Messe & Event Magazin
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