Gemeinsam mit einem externen Partner will die Messe Frankfurt ab sofort den Carbon Footprint ihrer weltweiten Aktivität erheben.
„Tue Gutes, und berichte ausführlich darüber“ – so in etwa lautet eine alte Binsenweisheit der Marketing- und PR-Branche. Der Konsument freut sich, die Welt ein bisschen besser gemacht zu haben, und greift gerne zu. Nicht immer geht das ohne Kollateralschaden über die Bühne, wie kürzlich der Süßwarenfabrikant Katjes erfahren musste.
Dieser hatte seine Produkte mit dem Vermerk „klimaneutral“ beworben, ohne zu deklarieren, was er selbst darunter versteht. Der deutsche Bundesgerichtshof hat daraufhin, angerufen durch die Wettbewerbszentrale, entschieden, das Prädikat „klimaneutral“ sei in diesem Zusammenhang irreführend, da die Produktion der Süßwaren keineswegs klimaneutral erfolge, sondern Katjes als Ausgleich für die Umweltbelastung nur Kompensationszahlungen geleistet habe. Solche Fälle sind nicht immer mit bewusster Täuschung verbunden und landläufig als „Greenwashing“ bekannt, schaden aber dem Konsumentenvertrauen nachhaltig.
Echter Wandel oder Ablasshandel
Auch wenn derzeit das öffentliche Interesse an ökologischen Themen etwas nachgelassen zu haben scheint, wissen geschulte Neuzeitler natürlich: das kann sich blitzschnell wieder ändern! Zweifelsohne zählen die Auswirkungen menschlichen Tuns auf die Grundlagen des Lebens zu den wichtigen Fragen der Menschheit, und somit umweltbewusstes Handeln zu den Megatrends der letzten Jahre. Dass es diesbezüglich gerade bei Messen und Großveranstaltungen jede Menge Handlungsbedarf gibt, steht außer Frage und ist bei den meisten Veranstaltern auch angekommen. Dennoch ist es mit einem gewissen Aufwand verbunden, zuerst einmal die tatsächliche Umweltbelastung zu erfassen, um anschließend Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Umso wichtiger, aber auch schwieriger, ist dies für ein international tätiges Unternehmen wie die Messe Frankfurt, gilt es doch, länderspezifische Unterschiede einzuflechten. Um blinden Aktionismus hintanzuhalten und stattdessen vorhandene Kompetenz einzubinden, hat man mit First Climate eine externe Beratungsagentur aus dem Großraum Frankfurt/Main herangezogen. Erstes Produkt der Zusammenarbeit soll eine Analyse der Daten aus dem Jahr 2023 sein, welcher konkrete Schritte folgen sollen.
Aufwand und Nutzen
Als Traditionsunternehmen legt die Messe Frankfurt natürlich Wert darauf, keine halbgare Lösung abzuliefern, sondern einen grundlegenden Plan für die kommenden Jahre zu erstellen. Der Aufwand ist beträchtlich, zumal die Auswirkungen auf die Umwelt bislang kaum eine Rolle gespielt haben in der Veranstaltungsbranche. Ist eine umfassende und verlässliche Datenerhebung allerdings erst einmal erstellt, beschränkt sich der weitere Aufwand auf ein chronologisches Einpflegen der Veränderungen. Eine Investition in die Zukunft bedeutet solches Vorgehen allemal.
Von einem möglichen Wettbewerbsvorteil abgesehen darf die potenzielle Kostenersparnis nicht außer Acht gelassen werden. Je nach Faktenlage gehen Branchenbeobachter davon aus, dass sich Investitionen in die Minimierung der Umweltbelastung schon nach wenigen Jahren amortisieren können. Durchschwindeln wird ohnehin nicht funktionieren, denn laut der EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive 2022/2464 sind umfassende Berichte über den Corporate Carbon Footprint künftig verpflichtend.
Foto: Messe Frankfurt GmbH/Jean-Luc Valentin
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Quelle: Messe & Event Magazin
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